Lichtverschmutzung

Wenn Besucher aus der Stadt zum Observatorium Hoher List kommen und in einer klaren Nacht zum Himmel schauen, sind sie meist überwältigt von dem, was sich ihren Augen auftut. Ungefähr 80 % der Bevölkerung in Deutschland hat im Alltag keine Chance, den prachtvollen Sternenhimmel zu bewundern, weil das Stadtlicht und die intensive Beleuchtung der Gewerbegebiete in der Peripherie von Städten diesen Himmel hat verschwinden lassen. Ein Kind, das in der Stadt aufwächst und in einem Buch von Sonne, Mond und Sternen liest, wird nur Sonne, Mond und die allerhellsten Sterne bzw. Planeten wahrnehmen. Und es tut dies zumeist auch nur, wenn es von jemandem in seinem Umfeld darauf hingewiesen wird. In den hell erleuchteten Städten kommt niemand auf die Idee, nachts nach oben zu schauen. Andererseits git es aber auch eine Vielzahl von Initiativen, dieser Lichtverschmutzung mit 'Inseln' mit immer noch sehr dunklem Nachthimmel zu begegnen, siehe https://www.camperdays.de/blog/europa/deutschland/sternenpark-deutschland.html.

Das Beleuchten von Gebäuden auch außerhalb der Arbeits- oder Bürozeiten und ihre Illumination von außen ist heutzutage der Normalfall, obwohl bei genauem Nachdenken viele dieser Maßnahmen unnötig, wenn nicht sogar absurd sind. Dass dabei auch die Tierwelt, vor allem die der Vögel, aus den Fugen gerät, ist vielen Menschen nicht bewusst. Viele Tiere haben ihr Nachtverhalten völlig verändert oder wurden verdrängt, weil sie in hellen Nächten nicht überleben können. Die ökologischen Folgen der Lichtverschmutzung sind enorm, wobei der wirtschaftliche Nutzen höchst fragwürdig ist. Ein Beispiel unnützer Lichtabstrahlung nach oben in den Nachthimmel zeigt das folgende Bild, aufgenommen in der Nähe von Ulmen.

Aber auch der scheinbar prächtige Sternenhimmel in unseren dunklen Eifelregionen ist extrem gefährdet! Das hat nicht nur damit zu tun, dass das Licht durch immer weiter wachsende Gewerbezonen näher rückt, sondern auch und vor allem damit, dass immer mehr Satelliten, ja sogar ganze Schwärme von Satelliten am Himmel ihre Bahnen ziehen. Extrem ausgeprägt ist diese Entwicklung zum Beispiel beim Projekt SpaceX, bei welchem Hunderte, in absehbarer Zeit sogar Tausende von kleinen Satelliten in Umlaufbahnen um die Erde geschickt werden. Diese hinterlassen dann ein Netz von hellen Spuren auf lange belichteten Astroaufnahmen (siehe untenstehendes Bild und unsere Galerie).

Bildrechte: A. Hänel

Mit rund 900 Starlink-Satelliten im Erdorbit (Stand Ende 2020) ist SpaceX der mit Abstand größte kommerzielle Satellitenbetreiber. Insgesamt bestehen bis zum Jahr 2027 befristete Genehmigungen für den Start von maximal 11.927 Satelliten sowie Anträge von SpaceX für nochmals bis zu 30.000 Satelliten. Dies ist eine maximale Gefährdung der Erforschung des Universums im optischen Wellenlängenbereich. Da nützen auch die in den letzten Jahrzehnten eingerichteten Sternenparks nicht mehr viel. Neben dem optisch sichtbaren Sternenhimmel ist auch der sogenannte Radiohimmel gefährdet. Myriaden von Satelliten produzieren bei der Kommunikation mit Bodenstationen oder untereinander Störsignale, die bald den gesamten Himmel überdecken und so die Erforschung des Universums mit Radioteleskopen immer schwieriger machen werden.

Die Astronomische Gesellschaft (AG) hat nun, zusammen mit der Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS) und der Gesellschaft Deutschsprachiger Planetarien e.V. (GDP) eine Stellungnahme  zu dieser Problematik erarbeitet. Der Schutz des Sternenhimmels als Kulturerbe der Menschheit muss, zusammen mit dem Schutz der Umwelt und der Eindämmung der Klimaerwärmung, auch als vordringliches Ziel an die Politik herangetragen werden. In vielen Teilen der Welt ist die Menschheit dabei, den Nachthimmel abzuschaffen oder hat dies bereits getan.

Die AVV ist bestrebt, zusammen mit der Gemeinde Schalkenmehren ein Konzept für ökonomisch und ökologisch sinnvolle Gebäude- und Straßenbeleuchtung zu erstellen. Dazu gibt es auch intensive Gespräche mit Dr. Andreas Hänel, der für die Messung der Lichtverschmutzung in Deutschland und darüber hinaus verantwortlich zeichnet und sich für deren Reduzierung einsetzt. Im folgenden finden sich einige Dokumente zu diesem Thema zum Herunterladen:


Stellungnahme der Astronomischen Gesellschaft zu Satellitenkonstellationen.

Bachelorarbeit im Fachbereich Raum- und Umweltplanung Lehr- und Forschungsbereich Landschafts und Freiraumplanung Technische Universität Kaiserslautern.

Artikel zur Lichtverschmutzung in der Süddeutschen Zeitung, Mittwoch, 31. März 2021, von Christoph von Eichhorn.

Eine Alternative zur Straßenbeleuchtung mit LED.

Günstige Alternative zu LED.

Starlink - ein gigantisches Netz niedrig fliegender Satelliten.

Outcome report of the Satellite Constellations 1 (SATCON1) workshop held virtually on 29 June-2 July 2020. SATCON1, organized jointly by NSF's NOIRLab and AAS with funding from NSF, aimed to quantify better the impacts of LEOsat constellations at optical wavelengths and explore possible mitigations.

Rechtliche Regelungen zur Beschränkung von Beleuchtung in Deutschland und ausgewählten europäischen Staaten.

Aktionsprogramm Insektenschutz, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU).